Ich war mit diesem Vorschlag gelinde gesagt überhaupt nicht glücklich. Im Folgenden erkläre ich auch, warum ich das so sehe. Was da gemacht wurde, nennt man Flooding. Bei dieser Technik hofft man auf eine Erschöpfung der Stressreaktion. Der Welpe wurde dem Angstauslöser intensiv ausgesetzt, Fluchtreaktionen unterbunden, sein Verhalten sollte dabei vom Menschen ignoriert werden, und diese „Übung“ war erst beendet, als der Hund augenscheinlich ruhiges Verhalten gezeigt hat. Auch wenn es Berichte gibt, dass diese Technik im Humanbereich Erfolge gezeigt hat, gibt es diverse Nebenwirkungen und weitaus bessere Alternativen.
Der Hund kann sich beim Flooding der angstauslösenden Situation nicht entziehen und erlebt den totalen Kontrollverlust. Die Nebenwirkungen des Floodings können sein:
Oft hört man Trainer sagen, der Hund soll lernen, dass ihm nichts passiert. Aber das stimmt nicht, weil dem Hund bereits einiges passiert. Er empfindet Angst und die dementsprechenden Hormone werden im Körper ausgeschüttet. Auch lernt dein Hund, dass er in dieser Situation keine Unterstützung vom Halter erfährt – und dies ist bestimmt nicht zum Vorteil für eure Beziehung zueinander.
Ein guter Trainer kennt Alternativen. Man bleibt z.B. mit dem Angstauslöser in einem Abstand, in welchem der Hund diesen zwar wahrnimmt, aber noch keine Angst oder Meideverhalten zeigt. Hier können wir ruhiges Verhalten belohnen und gleichzeitig wird der Angstauslöser mit etwas Schönem verknüpft. Im Verlauf des Trainings bedeutet der dieser nicht mehr: „Oh gruselig!“, sondern „Oh, jetzt kommt gleich was Tolles!“. Im Laufe der Zeit modifizieren wir verschiedene Faktoren wie Distanz, Positionierung, Dauer und andere relevante Dinge. So verändern wir nachhaltig und kleinschrittig die Bedeutung des Angstauslösers. Auch können wir ein Entspannungsignal konditionieren. Nicht falsch verstehen – dein Hund fällt dann nicht in einen Tiefschlaf nach dem Entspannungssignal, sondern wir senken etwas die Erregung und machen ihn damit wieder ansprechbar. Es gibt auch viele weitere Möglichkeiten, die deinem Hund nett und nachhaltig ermöglichen Ängste zu überwinden. Der Werkzeugkoffer eines vernünftigen Trainers ist gut gefüllt. Aber Flooding ist bestimmt nicht das Mittel der Wahl! Ich weiß, dass wir unsere Umwelt nicht immer kontrollieren können und der Alltag Situationen bereithält, die deinen Hund ängstigen und ihr da irgendwie durch müsst. Das kann passieren und du solltest es so nett wie möglich für deinen Hund gestalten. Aber ein „Da muss er durch“ im Training gegen echte Angst ist Quatsch.